Permanente Tiefschläge


Und nach der Pause gab es, einer Zugabe und Etüde gleich, die fesselnd in und über das Groteske hinaus spielende, brutale Mutter-Sohn-Beziehung „Hermann und Hermine“. Maskerade des Alters


Die mütterliche Physiognomie erinnert an eine zum Grabmal verwitterte Gebärmutter. Schweigend, mit paralysiert steinerner Maskenmine quittiert der dumme Bub, der längst in den besten Jahren ist, die permanenten Tiefschläge der Allerwelt-Medusa. Das hat nichts von den bittersüßen Hüftschwüngen eines ödipalen Komplexes. Grotesk und makaber spielt hier die reine Macht in unreiner Ambivalenz. Eva Kaufmann steckt hinter der Maske.

Wunderbar, wie sie schweigend mit dem Körper des Sohnes redet, minutiös, unauffällig reagiert und zugleich die Puppe führt, der Mutter die beschädigende Stimme leiht. So sind beide verwoben. Und wenn Hermann geschlagen wird, schlägt er sich selber. Bis er der Mutter seine Hände entzieht, auf dass sie zusammenfällt, wie ein Bademantel nach Gebrauch. Dann steckt Hermann Mutti in eine Plastiktüte. Klar, sie redet, sie keift noch immer, auch eingetütet. Na wenn schon. Bravo!



Hermann und Hermine

Italienische Presse anlässlich der Aufführung beim Festival INCANTI in Turin


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